Die Regionalversammlung hat heute die Voraussetzungen geschaffen, um möglicherweise zehn neue S-Bahn-Fahrzeuge des Typs ET 430 bestellen zu können. Die Regionalpolitiker verabschiedeten einstimmig einen Nachtragshaushalt. Darin ist die Investition in einer Größenordnung von 80 Millionen Euro mittelfristig veranschlagt. Sie übertrugen Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling außerdem die Aufgabe, mit der DB Regio AG ein zuschlagsfähiges Angebot zu verhandeln und abzuschließen. Mit dieser Entscheidung „werden dem Verband Region Stuttgart wichtige Handlungsoptionen für die mittelfristige Sicherung und Gestaltung des S-Bahn-Verkehrs eröffnet“, sagte Dr. Schelling in der Regionalversammlung. Mit dem Beschluss könne die Geschäftsstelle nun „über den Sommer flexibel auf die neuen Verhandlungsergebnisse reagieren.“
Während mit dem direkten Vertragspartner des Verbands Region Stuttgart, der DB Regio AG, weitgehend Einigkeit über die Eckpunkte einer möglichen Beschaffung der zehn zusätzlichen Fahrzeuge herrscht, gibt es mit der Firma Bombardier Transportation noch Verhandlungsbedarf. „Bisher fällt es mir schwer zu erkennen, dass der Fahrzeughersteller die Verantwortung für die Funktionsfähigkeit seiner technischen Entwicklung trägt“, wies Dr. Schelling auf die Haftungsthematik zum Schiebetritt hin. An den seit Frühjahr 2013 gelieferten fabrikneuen Fahrzeugen des Typs ET 430 wurde der Schiebtritt, der den Spalt zum Bahnsteig überbrücken soll, abgeschaltet, weil er nicht einwandfrei funktionierte.
„S-Bahn-Fahrzeuge gibt es nicht von der Stange“ – die Zeit drängt
Wenn die Region die im Vertrag mit der DB Regio AG vereinbarte Option, weitere Fahrzeuge zu bestellen, ziehen möchte, gibt es nur ein sehr enges Zeitfenster. Grund dafür: „Das S-Bahn-Fahrzeug gibt es nicht von der Stange“, wie Dr. Nicola Schelling plakativ deutlich machte. Es muss eigens von Bombardier produziert werden. Wenn allerdings die zehn neuen Fahrzeuge nicht bis Mai 2017 im Einsatz sind, erlischt die Serienzulassung des Eisenbahnbundesamts. Es würde dann ungleich schwerer und damit noch teurer, baugleiche Fahrzeuge zu bekommen. Nur wenn die neuen Fahrzeuge auch kompatibel zu den bisherigen ET 430ern sind, ergibt sich die größt mögliche Flexibilität im Betrieb und damit die gewünschte Qualität für den Fahrplan.
„Als Aufgabenträger möchte der Verband Region Stuttgart die S-Bahn weiter voranbringen“, begründete Dr. Nicola Schelling, warum er eine Beschaffung weiterer S-Bahn-Fahrzeuge überhaupt ins Auge fasst. Ein Bedarf ergebe sich aus geplanten Streckenverlängerungen, zum Beispiel von Filderstadt nach Neuhausen. Zusätzliche Fahrzeuge würden längere Züge oder weitere Taktverbesserungen möglich machen. Um zeitliche Puffer im Fahrplan zu schaffen und damit die Pünktlichkeit der S-Bahn zu erhöhen, könnten so genannte „überschlagene Wenden“ realisiert werden. So könnte an den Endhaltestellen in Schorndorf, Weil der Stadt, Filderstadt und Vaihingen je eine zusätzliche Fahrzeug-Garnitur zum Einsatz kommen. Durch entspanntere Zeiten beim Wenden ließen sich mögliche Folgeverspätungen im Netz vermeiden oder abbauen.