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Verband Region Stuttgart

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Bei der S-Bahn soll es wieder besser laufen

Sondersitzung zur Situation der S-Bahn: Vertreter der DB-Töchter kündigen Verbesserungen an – Einsatz der neuen S-Bahn-Fahrzeuge in Aussicht gestellt

Die S-Bahn muss wieder pünktlicher werden. Darin sind sich die Vertreter der Deutschen Bahn AG, des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS GmbH) und der Verband Region Stuttgart als Zuschussgeber der S-Bahn Stuttgart einig. In einer Sondersitzung des Verkehrsausschusses haben heute Experten der Deutschen Bahn AG, des S-Bahn-Fahrzeugherstellers Bombardier und des VVS die Situation bei der S-Bahn analysiert. Sie machten Zusagen, die Abfertigung am Zug in der Tunnel-Stammstrecke zu verbessern (DB Regio/S-Bahn Stuttgart), vorsorglich Teile der Infrastruktur zu erneuern (DB Netz AG) und die Fahrgäste bei Störungen besser und einheitlich zu informieren (DB Station & Service und VVS). Die Sitzung war von den Fraktionen SPD und Grüne beantragt worden. Sehr kritisch wurde von allen Rednern der Einsatz der neuen S-Bahn-Fahrzeuge ET 430 beurteilt.

Von einer „absolut unbefriedigenden Pünktlichkeit“, sprach Regionalpräsident Thomas S. Bopp. Dieser Einschätzung schlossen sich Redner aller Fraktionen und Gruppen an. Bopp berichtete von einem kürzlichen Spitzengespräch mit dem Vorsitzenden der DB Regio AG, Dr. Manfred Rudhart, beim Verband Region Stuttgart. Ihm gegenüber habe er die Kritik der Region deutlich formuliert. „Diese Botschaft kam an“, so S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause. Das Gespräch belege, wie wichtig das Thema S-Bahn Stuttgart bei der Unternehmensspitze der DB Regio AG genommen werde. 

Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler machte deutlich: „Es liegt in der betrieblichen und wirtschaftlichen Verantwortung der Bahn, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, so dass die Qualitätsziele auch eingehalten werden.“ Zusätzliches Geld der Region könne dafür nicht erwartet werden. Die Betriebskosten für die von der Regionalversammlung kürzlich beschlossene Verlängerung von Zügen der Linie S1 sollten von DB Regio übernommen werden, bis die Qualität bei der S-Bahn wieder stimme. Dr. Wurmthaler forderte außerdem, dass die DB Netz AG über die heutigen Zusagen hinaus in den nächsten Monaten „weitere Verbesserungen in der Eisenbahninfrastruktur und gegebenenfalls im Fahrplan aufzeigt“. Die bundesweite Zielsetzung für die Qualität von Infrastruktur, die bei einer Pünktlichkeit von 93,5 Prozent (bei einer Toleranz von bis zu 6 Minuten) liegt, müsse überdacht werden. Zum Vergleich: Der dazugehörige Zielwert für die S-Bahn Stuttgart beträgt 98 Prozent, im Jahr 2013 erreichte die S-Bahn bisher einen Wert von etwa 96 Prozent. 

Juni 2013 – ein schwarzer Monat für die S-Bahn
Doch diese Durchschnittswerte täuschen nicht darüber hinweg: Gerade in der Hauptverkehrszeit bei einer Toleranz von bis zu 3 Minuten ist Sand im Getriebe. Im September bewegte sich der Wert bei rund 75 Prozent, einen richtigen Einbruch gab’s im Juni. „In diesem schwarzen Monat kam alles zusammen“, so Hans-Albrecht Krause, Sprecher der Geschäftsleitung der S-Bahn Stuttgart. Gründe waren: 17 Großstörungen an der Leit- und Sicherungstechnik, Bauarbeiten auf der Linie S6 sowie Einflüsse durch Dritte und Unwetter. Aber auch 4 Fahrzeugstörungen „mit erheblichen Auswirkungen“ haben die Bilanz getrübt und die Nerven der S-Bahn Fahrgäste strapaziert. Er zeigte Verständnis dafür, dass bei Fahrgästen großer Unmut entstehe, wenn durch verspätete S-Bahnen regelmäßig Anschlüsse flöten gingen. Auf Baustellen und Probleme im Bereich Infrastruktur seien die meisten ausgefallenen Züge von Januar bis August 2013 zurückzuführen, nämlich rund 72.500 Zug-Kilometer (im Vorjahreszeitraum: 42.529 Zug-Kilometer).

Pro Tag fahren im S-Bahn-Netz Stuttgart über 1.300 Züge, skizzierte Lars Grübnau, Leiter Produktion der DB Netz AG für den Regionalbereich Südwest, den Mischbetrieb. Er erkennt seit 2007 einen „schleichenden Trend von Verschlechterungen“, die er auf Netzerweiterungen, mehr Züge und Baustellen zurückführte. Die Pünktlichkeit in der Hauptverkehrszeit am Nachmittag sei von 2007 bis 2013 um 6,4 Prozent zurückgegangen. „Die Stabilität der S-Bahn liegt uns sehr am Herzen. Wir wollen als Vertragspartner von DB Regio eine Topp-Leistung bringen“, sagte er. Es werde zunehmend mehr investiert, um vorbeugend Teile von Stellwerken, Signalen oder Weichen zu erneuern. „Wir leisten sukzessive unseren Beitrag für eine Stabilisierung der S-Bahn“, sagte er. Alleine 2013 seien 41 Millionen Euro in die Infrastruktur des Schienennetzes der Region Stuttgart investiert worden. „Wir müssen einen Trend umkehren, da braucht es mehr als reine Störungsbekämpfung“.

Ein- und Ausstieg soll rascher gehen – S-Bahn-Helfer am Hauptbahnhof
Das Motto von S-Bahn-Chef Hans-Albrecht Krause, „Jede Sekunde zählt“, ist Programm. Statt Fahrgäste freiwillig zu entschädigen, investiere die S-Bahn in die Pünktlichkeit. Durch eine schnellere Abfertigung an den Haltestellen Hauptbahnhof und Stadtmitte solle die Pünktlichkeit im Gesamtnetz erhöht werden. Dort würden bis Anfang 2014 Monitore eingebaut, auch Durchsagen am Bahnsteig und vom Fahrzeugführer sollen die Fahrgäste bewegen, rascher ein- und auszusteigen. Darüber hinaus sollen die Türen der Fahrzeuge ET 423 und ET 430 zentral geschlossen werden. Am Hauptbahnhof sollen in der Rushhour S-Bahn-Helfer den Einstiegsvorgang beschleunigen. 

Rückkehr der neuen S-Bahn-Fahrzeuge im Dezember
Auch der misslungene Einsatz der neue Fahrzeuge ET 430 sorgte für reichlich Probleme. Wunde Punkte bei den neuen Fahrzeugen ET 430 sind die Türbereiche und die Schiebetritte, die den Spalt zwischen Fahrzeug und Bahnsteig überbrücken sollen. Nach dem Einsatz der ersten Fahrzeuge mussten diese nach nur wenigen Wochen wegen technischer Probleme aus dem Betrieb genommen werden. „Trotz intensiver Tests traten im Betrieb unerwartet Störungen auf“, sagte Michael Clausecker, Vorsitzender der Geschäftsführung Bombardier Transportation GmbH. „Wir sind den Problemen sehr gründlich auf den Grund gegangen.“ Bombardier habe sowohl Änderungen an der Software als auch Anpassungen am Schiebetritt selbst vorgenommen. „Um einen zuverlässigen Betrieb der Fahrzeuge zu gewährleisten, soll der Schiebetritt vorübergehend stillgelegt werden.“ Sofern die Zulassungen des Eisenbahnbundesamtes vorliegen, sollen die Züge ab Dezember sukzessive in Betrieb gehen. Um auf Nummer sicher zu gehen, erwartet Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler, dass DB Regio, wie vertraglich vereinbart, auf die alten Fahrzeuge des Typs 420 „so lange die Hand drauf hält, bis gesichert ist, dass die neuen Fahrzeuge den reibungslosen Alltagseinsatz bestehen.“ 

Im Fall der Fälle: bessere Information
„Wenn’s schon nicht klappt, sollte die Information der Fahrgäste zumindest funktionieren“, sagte Hans-Albrecht Krause. Das vermissen viele Fahrgäste derzeit. „Informationen müssen in allen Medien konsistent vorliegen und Prognosen über die Störfalldauer müssen verbessert werden“, sagte er. Deshalb kündigten DB Regio, DB Station und Service und die VVS GmbH kurz- und langfristige Verbesserungen zur Information der Fahrgäste im Störungsfall an. Dazu zählen beispielsweise ein vierter „Regionaler Ansager“. Ab Dezember 2013 sollen damit 58 Stationen von Stuttgart aus mit aktuellen Informationen versorgt werden. „Perspektivisch sollen alle Haltestellen aus Stuttgart beschallt werden“, sagte Sven Hantel, Leiter Regionalbereich Südwest von DB Station und Service. Zudem werden alle 331 Fahrgastinformationsanlagen von Stuttgart aus bedient. Bis Juni 2014 sollen an den Bahnsteigen aller 82 S-Bahn-Stationen Videokameras angebracht sein. Damit lässt sich das Geschehen vor Ort beobachten und leichter steuern. „Von alledem versprechen wir uns eine signifikante Steigerung der Kundeninformation“, so Sven Hantel. Wie komplex die Informationskette im Störungsfall ist und dass automatisierte Infos in solchen Fällen an ihre Grenzen stoßen, erläuterte der Abteilungsleiter Fahrgastinformation vom VVS, Dr. Florian Bitzer. Textmeldungen sollen durch die Verkehrsunternehmen besser eingegeben werden können. Die Genauigkeit der Informationen soll dadurch steigen. 

Regionalpolitik: große Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation
„Die Probleme bei der S-Bahn sind nicht neu, aber sie werden größer und deutlicher“, sagte Thomas Leipnitz (SPD). Er sprach von einem „Problemkreis“, bei dem die Infrastruktur eine zentrale Rolle spiele. „Der S-Bahn-Gipfel war ein Erfolg“, so Leipnitz. „Die Probleme müssen schnellst möglich behoben werden.“ Er beantragte eine Folgesitzung. 

„Die Pünktlichkeit in der Hauptverkehrszeit ist unter dem Niveau des Erträglichen. Dadurch wird die S-Bahn unzuverlässig. Das Notfallmanagement bei der Information funktioniert nicht“, sagte Eva Mannhardt (Grüne). „Es muss bessere Lösungen geben, als Fahrpläne zu ändern oder Züge abzubestellen“. Sie forderte einen konkreten Maßnahmen- und Zeitplan, der in Ansätzen präsentiert worden sei. 

„Wenn die S-Bahn leidet, leidet der ganze ÖPNV in der Region“, brachte es Helmut Noë (CDU) auf den Punkt. Mit Blick auf den Fahrzeughersteller Bombardier sagte er: „Was Sie abgeliefert haben, war keine Glanzleistung“. Qualität und Entgelt klaffen weit auseinander, kündigte Noë einen Antrag an, zurückbehaltenes Infrastrukturentgelt der Region nicht auszuzahlen. Die heutige Information sei sehr offen erfolgt, seine Fraktion habe ein hohes „Grundvertrauen“ in Hans-Albrecht Krause und die S-Bahn Stuttgart.

Alfred Bachofer (Freie Wähler) vermutet hinter den Problemen „Sparbemühungen angesichts der Privatisierung der Deutschen Bahn AG“. Trotz aller Probleme erkennt er die Bemühungen von DB Regio ausdrücklich an. „Wir glauben, dass bei der Bahn die Botschaft angekommen ist“, sagte er. In Sachen Fahrzeuge führt er aus: „Eine Firma wie Bombardier kann sich so etwas nicht leisten.“ 

Beim Thema Information erkannte Kai Buschmann (FDP) „mangelndes Bewusstsein“. „Das S-Bahn-System ist so engmaschig gestrickt, dass der kleinste Vorfall das ganze System zu Fall bringt.“ Es gebe ein „grundsätzliches Strukturproblem“. „Wir brauchen pragmatische und nicht ideologiegetriebene Lösungen“, forderte er. Nach der Sitzung könne man „Licht am Ende des Tunnels erkennen“.

„Die Ursachen für die Probleme sind vielfältig“, stellte Christoph Ozasek (Linke) fest. „Wir wollen keine Durchhalteparolen, wir wollen Lösungen.“ Er verlangte mehr Transparenz.

Presseinformation (als pdf-Datei)

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