Die Region möchte die Linie der Regionalbahn 11 (umgangssprachlich Schusterbahn) zwischen Untertürkheim und Kornwestheim ausbauen, um das Angebot für die Fahrgäste zu verbessern. Hierfür hat der Verband Region Stuttgart eine vom Land geförderte Machbarkeitsstudie beauftragt. Der aktuelle Zwischenstand dieser Studie wurde in der Sitzung des Verkehrsausschusses des Verbands Region Stuttgart am Mittwoch vorgestellt.
Im Anschluss hat das Gremium einstimmig beschlossen, insgesamt 55.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Damit sollen die Varianten nach Bietigheim-Bissingen und Markgröningen vertieft betrachtet werden. Für die weitere Untersuchung der Variante nach Markgröningen sind zudem weitere Abstimmungen mit dem Zweckverband Stadtbahn Ludwigsburg notwendig.
Aktueller Stand
Die bisherigen Untersuchungen zeigen auf, dass bereits durch einen ganztägigen halbstündigen Regelbetrieb zwischen Ludwigsburg und Stuttgart-Untertürkheim nennenswerte verkehrliche Wirkungen erzeugt werden können. Eine Weiterführung nach Esslingen erhöht diese Wirkungen deutlich, ebenso wie Weiterführungen nach Bietigheim-Bissingen bzw. Markgröningen. Je nach Variante ergeben sich zum Teil beträchtliche betriebliche und infrastrukturelle Herausforderungen. „Wir sehen jetzt die Chance eine langfristige, große Lösung greifbarer zu machen“, äußert sich Dr. Wurmthaler, leitender Direktor für Wirtschaft und Infrastruktur beim Verband Region Stuttgart, in der Sitzung. Im Fokus der weiteren Bemühungen stehen dabei sowohl der Korridor von Esslingen nach Bietigheim-Bissingen sowie der Korridor von Esslingen nach Markgröningen in verschiedenen Untervarianten. Beim Korridor Esslingen nach Bietigheim-Bissingen konzentrieren sich die infrastrukturellen Herausforderungen nach derzeitigem Kenntnisstand auf den Abschnitt zwischen Esslingen und Ludwigsburg. Ab Ludwigsburg kann in Richtung Bietigheim-Bissingen die bestehende Verkehrsinfrastruktur mitbenutzt werden. Um diesen Korridor voranzutreiben, sollen bei den weitergehenden Untersuchungen sowohl für eine S-Bahn- als auch für eine Regionalbahnvariante ein vereinfachter Nutzen-Kosten-Indikator ermittelt und die betrieblichen Aspekte näher betrachtet werden. Bei einer alternativen Verlängerung der Schusterbahn in Richtung Markgröningen könnte die Linienführung durch den Rangierbahnhof Kornwestheim geleitet werden, um so größere Maßnahmen im Bereich Ludwigsburg zu vermeiden. Hierzu sind weitere Gespräche mit den Beteiligten, insbesondere mit dem Zweckverband Ludwigsburg, vorgesehen. „Die Weiterverfolgung dieser größeren Lösungen muss nicht bedeuten, dass lange nichts passieren wird“, so Dr. Wurmthaler. „Sofern einer dieser langfristigen Lösungen überzeugt, könnte diese in mehreren Stufen realisiert werden.“ Der Fokus der ersten Ausbaustufen könne dann auf Bausteinen liegen, die schnell umsetzbar sind.
Stimmen aus den Fraktionen
Laut Elke Kreiser (CDU/ÖDP) ist es eine tolle Entwicklung von der „Insider-Bahn“ Schusterbahn hin zu einer Strecke mit viel Fahrgastpotenzial. „Unsere jetzige Infrastruktur ist nicht für so viele Menschen ausgelegt, entsprechend sind Aktivierungen zwingend wichtig.“ In diesem Zusammenhang setze man auf ein ergebnisoffenes Vorgehen. „Der Zweckverband Stadtbahn Ludwigsburg muss hierbei einbezogen werden“, so Kreiser. Man müsse sich gegenseitig ergänzen.
Michael Lateier (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) freut sich, dass die Untersuchungen in alle Richtungen weitergehen. „Für uns ist Markgröningen durchaus relevant.“ Auch wenn man von hinten plane und sich zunächst auf eine endgültige Lösung einigen müsse, sei es wichtig, zu einer schnellen Umsetzung zu kommen. Entsprechend hoffe er, dass bereits kleine Verbesserungen möglichst früh realisiert werden können, ohne dabei die Förderung zu gefährden.
Für Bernhard Maier (Freie Wähler) steht außer Frage, dass Verbesserungen auf der Schusterbahn nötig sind. „Allerdings ist es wichtig, sich auf die endgültige Lösung zu einigen, bevor erste Schritte umgesetzt werden“, so Maier. Davon hänge vieles ab: Von der Art der Züge bis hin zur Förderung durch das Land. Der Regionalrat plädiert darauf, nach der Beendigung der Untersuchungen möglichst zügig zu einer Entscheidung zu kommen.
Für Thomas Leipnitz (SPD) ist die enge Abstimmung mit dem Zweckverband Stadtbahn Ludwigsburg enorm wichtig für das weitere Vorgehen. „Wir treffen heute noch keine Entscheidung“, sagt Leipnitz. Erst nach der nächsten Untersuchung wisse man, wohin die Reise geht. Entsprechend trage man den Beschluss, sowohl die Variante nach Markgröningen als auch nach Bietigheim-Bissingen zu untersuchen.
Holger Dorn (AfD/FR) hinterfragt, warum ein Endbahnhof in Plochingen kein Bestandteil der Untersuchung ist. „Insgesamt sehen wir eine Weiterführung nach Markgröningen, mit der Option bis ins Industriegebiet in Schwieberdingen zu gelangen, als zielführender“, so Dorn.
Für Armin Serwani (FDP) ist besonders wichtig, dass die weiteren Untersuchungen der Varianten ergebnisoffen gestaltet werden: „Die Entscheidung welche Variante umgesetzt wird, muss dann hier im Gremium fallen“, so Serwani. Er sieht viel Potenzial in den Strecken, darum müsse eine Vertiefung erfolgen.
„Es gibt wenige Strecken, die über so viel Potenzial verfügen wie die Schusterbahn“, so Wolfgang Hoepfner (DIE LINKE/PIRAT). Er verstehe zudem die Aufregung von Seiten des Zweckverbands Stadtbahn Ludwigsburg nicht. „Wir wollten von Anfang an eine Untersuchung nach Markgröningen“, so Hoepfner.