Der Verband Region Stuttgart hat gemeinsam mit den Landkreisen Göppingen und Esslingen, dem Ostalbkreis und dem Regionalverband Ostwürttemberg eine Machbarkeitsstudie für den Korridor „Kirchheim (Teck) – Weilheim (Teck) – Bad Boll – Göppingen – Schwäbisch Gmünd“ in Auftrag gegeben. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat diese gefördert. Erste Ergebnisse dieser Studie wurden in der Sitzung des Verkehrsausschusses des Verbands Region Stuttgart am Mittwoch diskutiert.
Das Gremium hat in der Folge beschlossen, die Reaktivierung der Verbindung Göppingen – Bad Boll mit Nachdruck weiterzuverfolgen sowie die Neubaustrecke zwischen Bad Boll und Weilheim unter Einbeziehung der betroffenen Kommunen vertieft zu untersucht. Mit höchster Priorität soll die Variante „Kirchheim - Weilheim (Teck)“ untersucht werden und dabei geprüft werden, ob eine Durchbindung nach Oberlenningen sinnvoll ist. Da jede betrachtete Schienenvariante mit einem längeren Realisierungszeitraum verbunden wäre, soll vor dem Ziel schnell umsetzbarer Verkehrsverbesserungen mit dem Fördergeber eruiert werden, ob ein RELEX-Expressbusbetrieb als Vorlauf eingeführt werden kann, ohne die Förderfähigkeit für eine Schienenverbindung zu verlieren.
Ergebnisse Studie
Eine Durchbindung von Kirchheim (Teck) bis Göppingen, der einen Neubauabschnitt auf der Strecke Weilheim (Teck) bis Bad Boll erfordern würde, verfehlt den anvisierten Kosten-Nutzen-Faktor bislang knapp. Allerdings werden in der Studie den beiden Teilabschnitten Kirchheim (Teck) nach Weilheim (Teck) sowie Bad Boll nach Göppingen gute Chancen mit einem Nutzen-Kosten-Faktor über eins eingeräumt. Für den Korridor „Göppingen – Schwäbisch Gmünd“ geht das Gutachten von keinerlei Variante aus, die eine tiefere Betrachtung rechtfertigen würde.
Für die Strecke Kirchheim (Teck) – Weilheim (T) wurde bislang die Verlängerung der S-Bahn untersucht. Somit könnte Weilheim (Teck) umsteigefrei an die Landeshauptstadt angebunden werden. Im Hinblick auf die Fahrzeugkapazitäten, die Betriebskosten und die notwendige Bahnsteiginfrastruktur könnten jedoch kleinere Fahrzeuggrößen, wie sie bspw. auf der ebenfalls in Kirchheim (T) endenden Kleinen Teckbahn eingesetzt werden, wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Entsprechend bietet es sich an als weitere Untervariante anstelle der S-Bahnverlängerung Kirchheim (T) – Weilheim (T) die Verlängerung der Kleinen Teckbahn (Oberlenningen - Kirchheim (T) - Weilheim (T)) zu prüfen. Darüber hinaus sind in diesem Korridor auch die Untersuchungen zum sogenannten StuKiX zu berücksichtigen. Dieser wurde mit dem Ziel entwickelt, die Filderebene und das Neckartal per Schiene besser zu verknüpfen. Hierbei könnte eine mit S21 projektierte Regionalbahnlinie über den Stuttgarter Hauptbahnhof hinaus in Richtung Flughafenbahnhof und Kirchheim (Teck) gegebenenfalls bis nach Weilheim (Teck) verlängert werden. Auch hierzu wird aktuell eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Um die insgesamt vorzugswürdigste Lösung vorsehen zu können, sollen bezüglich des Korridors Kirchheim (T) – Weilheim (T) vor weiteren Entscheidungen der Abschluss der Studien zu StuKiX und der Kleinen Teckbahn abgewartet werden.
Stimmen aus den Fraktionen
Für Elmar Steinbacher (CDU/ÖDP) ist eine Reaktivierung von Bollerbahn und Teckbahn eine einmalige Chance für den Landkreis. „Wir haben die Möglichkeit die Situation vor Ort zu verbessern – laut Gutachten zeigt sich hier ein riesiges Potenzial“, so Steinbacher weiter. Die CDU/ÖDP-Fraktion unterstützt auch einen möglichen Lückenschluss zwischen Weilheim und Bad Boll. „Hier müssen wir als Region ein klares Signal setzen.“ Die Kosten seien hoch, aber gleichzeitig ergeben sich Möglichkeiten durch die hohe Förderung des Bunds. Auch die schnelle Umsetzung eines Busvorlaufbetriebs sei wünschenswert.
Lena Weithofer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sieht bei den Anrainerkommunen eine hohe Erwartungshaltung an die Schienen-Reaktivierung zwischen Göppingen und Kirchheim/Teck: „Wir sprechen uns ganz klar für einen Lückenschluss aus.“ Weithofer bevorzugt ein zweigleisiges Vorgehen: „Einerseits müssen wir die Studien zum StuKix und zur Verbindung Oberlenningen nach Weilheim/Teck abwarten, anderseits eine mögliche Reaktivierung trotzdem parallel vorantreiben.“ Bevor man am Ende mit gar nichts dastehe, „müsse man sich wegen der hohen Kosten gegebenenfalls mit den kürzeren Varianten nur bis Weilheim (Teck) und bis Bad Boll zufriedengeben.“
In der S-Bahn-Verlängerung von Kirchheim/Teck nach Weilheim sieht Bernhard Maier (Freie Wähler) die höchste Priorität: „Hier haben wir als Verband den Hut auf, was Durchführung und Finanzierung angeht.“ Bei der Strecke von Bad Boll nach Göppingen sei der Verband Region Stuttgart aus der Trägerschaft raus: „Hier liegt Umsetzung und Finanzierung beim Landkreis Göppingen, wir stehen dem Ganzen aber positiv entgegen.“
Für Harald Raß (SPD) ist die Durchbindung zwischen Weilheim und Bad Boll der Knackpunkt bei den weiteren Planungen. „Hier sollten wir nicht vorneweg schon eingreifen. Die Untersuchung zur Durchbindung muss auf jeden Fall gemacht werden.“ Zudem sei es wichtig, die Stellungnamen aus den betreffenden Kommunen zügig zu erhalten.
Holger Dorn (AfD) sieht den Fokus vor allem auf der Verlängerung der S-Bahn nach Weilheim (Teck). „Aber auch die Verbindung Bad Boll nach Göppingen sei prinzipiell wünschenswert“, so der Regionalrat weiter.
Armin Servani (FDP) begrüßt eine Verlängerung der S-Bahn bis Weilheim (Teck): „Darüber hinaus soll die Durchbindung zwischen Weilheim (Teck) und Bad Boll so rasch wie möglich untersucht werden.“
Für Wolfgang Hoepfner (DIE LINKE/PIRAT) ist vor allem wichtig, dass von keiner Seite vorgeprescht werde, „und man so die Förderfähigkeit für die Schienenreaktivierung verlieren könnte.“ Es sei wichtig, dass man hier mit den Landkreisen eng kommuniziert.