Bei der 18. Vergaberunde des Kofinanzierungsprogramms für den Landschaftspark Region Stuttgart werden über 1,3 Millionen Euro des zur Verfügung stehenden Jahresbudgets von 1,5 Millionen vergeben. Dies hat der Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart einstimmig beschlossen. Fitness und Bewegung im Grünen sowie naturnahe Bildung bilden die Schwerpunkte. Doch auch Projekte für die Renaturierung von Wasserläufen und bessere Aufenthaltsqualität am Wasser in der Tradition bereits realisierter Landschaftsparkvorhaben kommen nicht zu kurz. In diesem Jahr liegen jeweils drei Projekte in den Landkreisen Böblingen, Göppingen und Ludwigsburg und eines im Landkreis Esslingen. Die Mehrheit der Vorhaben liegt strategisch günstig an regionalen Radrouten.
Die Projekte
Mit 318.100 Euro geht der höchste Förderbetrag nach Grafenau für die Neugestaltung der Würm. Die Talaue ist Bindeglied zwischen den Teilorten Dätzingen und Döffingen und spielt somit auch eine große Rolle für die Entwicklung der „grünen Mitte“ der Kommune. Das Fließgewässer ist jedoch begradigt, und die Uferbereiche sind kaum zugänglich. Deshalb soll die Würm in ihren natürlichen, geschwungenen Verlauf zurückverlegt und naturnah aufgewertet werden. Auch die Menschen kommen nicht zu kurz: Aussichtsplattformen und Sitzstufen bieten erholsame Blicke auf die Würm. Ein Fußweg und eine Cross-Strecke rund um die Gewässerlandschaft werden für die „Aktiven“ angelegt. Als zweithöchste Kofinanzierung gehen 265.000 Euro nach Besigheim für die Weiterentwicklung des Enzparks: Der Enztalradweg wird unter der Altstadtbrücke weitergeführt, ein Aufenthaltsbereich mit Service- und Informationspunkt für Radfahrende ergänzen den Park, der bereits 2016 eine Kofinanzierung erhalten hatte.
Eine Kombination aus direkter Lage am Wasser und Bewegungsmöglichkeiten entsteht auch im Oberen Filstal in Bad Ditzenbach mit dem „Fital-Park“. Sport- und Gesundheitsangebote von Calisthenics über einen „Fünf Esslinger“-Parcours und Kneippbecken bis zu Holzwippen bedienen jedes Alter und Level. An Kinder und Jugendliche richten sich Skatepark und Pumptrackanlage in Uhingen sowie das „Trendsportzentrum“ mit einer Vielfalt an Outdoor-Geräten und Bike-Anlagen in Ehningen. In Leonberg ergänzt ein Boulderblock die bestehenden und teils kofinanzierten Freizeitanlagen im Bereich der ehemaligen Autobahntrasse der A81. Die Jury sah jeweils bei diesen verschiedenen Ansätzen für Outdoor-Aktivitäten ganz besonders das Kriterium der Verbesserung der Lebensqualität im städtischen Verdichtungsraum gerade für die jungen Zielgruppen erfüllt.
Die ganz Jungen, aber auch Personen, die Barrierefreiheit benötigen, werden in Eschenbach mit dem „Cleverlespfad“ abgeholt. Themenbezogene Erlebnisstationen vermitteln Wissen rund um die örtliche Geschichte, Kultur und Landschaft im globalen Zusammenhang. Kunstvoll gestaltete Erlebnisstationen ermöglichen es in Kirchheim unter Teck, das Thema „Natur“ mit allen Sinnen zu erfahren. Das Naturerlebniskonzept wird unter Beteiligung zahlreicher lokaler Akteure aus Bildung, Vereinen und Forst umgesetzt. Interessant für Jung und Alt ist das Fürstenhügelgrab in Eberdingen. Die Anlage gilt als Jahrhundertfund der keltischen Archäologie in Mitteleuropa, muss jedoch nach fast 40 Jahren neuen Erkenntnissen und Anforderungen entsprechend neugestaltet werden.
Die einzelnen Projekte werden mit bis zu 50 Prozent der veranschlagten Kosten bezuschusst. Seit 2005 hat der Verband Region Stuttgart so mit rund 24,5 Millionen Euro gut 250 Projekte der Kommunen mit auf den Weg gebracht.
Stimmen der Fraktionen
Roland Schmid (CDU/ÖDP) bedauerte die schwächere Resonanz als in den Vorjahren, hatte aber aufgrund der aktuellen Umstände Verständnis. Das Ergebnis sei dennoch gut. „Die letzten Jahre zeigen, dass wir mit dem Landschaftspark ein Instrument geschaffen haben, um Landschaft aufzuwerten, Naherholung und Zusammenarbeit und Ökologie zu fördern“, betonte Schmid. Seiner Fraktion sei bei der Förderung der regionale Aspekt wichtig, der sich widerspiegeln müsse.
Laut Dorothee Kraus-Prause (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sei ein Grund für die schwächere Beteiligung mangelnde personelle Kapazitäten in Kommunen. Besonder gefallen habe ihr, dass Jugendliche als Zielgruppe und Gestaltende der Projekte stärker im Fokus stünden. „Wir sind sehr zufrieden, dass sich das Programm und die Projekte kontinuierlich weiterentwickeln.
„Das Konfinanzierungsprogramm hat die Infrastruktur in der Region vorangebracht“, betonte Thomas Bernlöhr (Freie Wähler). Es sei gespannt, in welche Richtung es nach 18 Jahren ginge. Gute Ideen und Kreativität seien weiterhin gefragt.
„Wenn die Gelder nicht fließen würden, wäre es nicht denkbar, so etwas umzusetzen“, betonte Regina Traub (SPD). Die hälftige Förderung sei allerdings ein Maximum und die Mittel würden in einem Wettbewerb vergeben.
Laut Joachim Hülscher (AfD/FR) habe es in der Vergangenheit mehr Projekte als Mittel gegeben, was er bedauerte. Die Wertigkeit, die Bandbreite und Regionalbezug seien jedoch geblieben.
„Der Landschaftspark bringt einen richtigen Mehrwert für die Region“, so Albrecht Braun (FDP). Dieser müsse noch bekannter werden und die Kommunikationsmittel dazu modernisiert werden.
Christoph Ozasek (DIE LINKE/PIRAT) bezeichnete das Programm als „Zukunftsinvestition in Umweltgerechtigkeit, Stadtentwicklung vor Ort und Markenzeichen der Region.“