Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart hat umfassende Kennzahlen des Radverleihsystems RegioRad Stuttgart (RRS) ausgewertet. Im Ergebnis zeigen sich die Nutzungszahlen konstant. Dennoch bleibt RRS deutlich unter den Erwartungen. Im Frühjahr 2025 sollen erste Entscheidungen zu einer möglichen Fortführung nach dem Ende der Vertragslaufzeit 2027 getroffen werden.
Zahlen im Überblick
Aktuell verzeichnet das Netz von RRS 240 Stationen in 34 Kommunen. Insgesamt können Kunden auf 960 Fahrräder, 570 Pedelecs und 36 E-Lastenräder zurückgreifen. Im dritten Quartal 2024 sind 15.830 Personen Teil des Kundenstamms und damit 23 Prozent mehr als noch im dritten Quartal 2023. Die meisten Fahrten werden in der Landeshauptstadt Stuttgart zurückgelegt (72 Prozent). Da bei Fahrrädern die ersten 30 und bei Pedelecs die ersten 15 Ausleihminuten kostenlos sind, ist die Mehrheit aller Fahrten kostenfrei. Die durchschnittliche Ausleihdauer bei Fahrrädern beträgt 23 Minuten, bei Pedelecs 36 Minuten. Vor allem Berufspendelnde greifen auf dieses Angebot zurück. Deshalb sind besonders in den Morgen- und Nachmittagsstunden erhöhte Ausleihzahlen zu verzeichnen.
Radverleihsystem bleibt unter den Erwartungen
Trotz des Kundenzuwachses haben nur die Hälfte aller Nutzenden im laufenden Jahr mindestens eine Ausleihe durchgeführt. Ebenso ist die tatsächliche Anzahl an verfügbaren Rädern deutlich geringer, da technische Defekte sowie Reparaturen und Vandalismus das Angebot einschränken. Auch unterschiedlichste Werbemaßnahmen haben nicht zu einer höheren Nachfrage geführt. Bei einer Benchmarking-Analyse nimmt RRS sowohl im nationalen als auch internationalen Ranking von Fahrradverleihsystemen den letzten Platz ein.
Ausblick und mögliche Fortführung
Bis Ende November 2026 läuft der Dienstleistungsvertrag mit der DB Connect GmbH aus. Die Entscheidung über eine mögliche Fortführung soll jedoch bereits Anfang 2025 folgen. Hierzu sollen bis Ende 2024 Gespräche mit den Kommunen sowie allen weiteren Beteiligten geführt werden. Dabei sollen verschiedene Änderungen, wie z.B. die Integration von E-Scootern in das Leihsystem, diskutiert werden. Ein neues Leihsystem soll regional verknüpft, mit der polygocard abrufbar und ins Tarifsystem eingebunden sein. Der Start eines möglichen Folgeangebots ist für Anfang 2027 geplant.
Stimmen der Fraktionen
CDU/ÖDP | Laut Mathias Rady habe man in Stuttgart beim Radfahren aufgrund der Topografie einen Nachteil. „Am Ende steht und fällt es jedoch mit den Kommunen“, betonte Rady. Der Verband Region Stuttgart habe seinen Beitrag geleistet: „Wir finanzieren die Freiminuten, mit dem Programm Zwei-für-Eins fördern wir den Ausbau von Stationen. Schwierig wird es jedoch, wenn die Kommunen nicht mitmachen wollen“, betonte Rady. „Alles zwanghaft am Leben halten zu wollen ist nicht die Lösung.“ | |
Bündnis 90/Die Grünen | „Ähnlich wie bei der S-Bahn haben wir es mit verschiedenen Problemen zu tun“, so Philipp Buchholz. „Die S-Bahn schaffen wir deswegen auch nicht gleich ab“, betonte Buchholz. Er forderte in einer neuen Ausschreibung „Mechanismen zur Pönalisierung und Vorgaben für eine funktionierende Technik.“ Zudem müssten Hürden abgebaut werden, zu denen er die Polygo-Karte zähle. Um RegioRad zu retten, müsse man nicht das System, sondern die Marke abschaffen. „Wir brauchen einen Neustart.“ | |
Freie Wähler
AFD
SPD | Laut Frank Buß sei ein eigenwirtschaftlicher Verkehr eine kluge Lösung. Er gebe jedoch zu bedenken, dass man dann die Rahmenbedingungen nicht mehr beeinflussen könne. „Dann geht die regionale Komponente verloren. Eine Beteiligung des Verbands Region Stuttgart erzwingt einen regionalen Ansatz“, so Buß. RegioRad sei aufgrund der Probleme verbrannt. „Wir brauchen einen Relaunch, frischen Wind, frischen Schwung.“
„RegioRad ist ein defizitäres System, das grundsätzlich geändert werden muss“, so Uwe Mardas. „RegioRad rechnet sich für große Kommunen mit vielen Studenten. In der Fläche ist es schwierig“, betonte er. Er regte an jetzt die Chance für ein schlagkräftiges Konzept zu nutzen, das sich von dem Anspruch löst, RegioRad in jeder Kommunen einzusetzen.
„Wir wissen jetzt mehr und müssen weniger spekulieren“ betonte Michael Makurath, um etwas Positives hervorzuheben. RegioRad habe sich für kleinere Kommunen zu einer Belastung entwickelt. „Wir brauchen Verbesserungen, deswegen ist es sinnvoll erst mal in die Fläche zu hören, was benötigt wird, wer mitwirkt und dann zu entscheiden“, resümierte Makurath. | |
FDP | „Ein totes Pferd sollte man nicht weiter reiten“, so Gabriele Heise. Die Grundidee Freiminuten anzubieten, gefalle ihr, aber nicht, wenn sie in diesem Ausmaß subventioniert werden müssten. „Wenn wir ein Angebot nur deswegen attraktiv bekommen, wenn wir Freiminuten anbieten, dann stimmt das System nicht.“ | |
LINKE.Piraten.SÖS | Laut Philip Köngeter habe es in manchen Kommunen den Ausstieg gegeben bevor der Einstieg überhaupt umgesetzt werden konnte. „Mit einem durchdachten Konzept kann es aber funktionieren. Wir müssen nun die Kommunen überzeugen dabei zu bleiben“, betonte Köngeter. |