Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart nahm die Tarifanpassung im VVS-Netz zur Kenntnis. Begründet wird sie mit der aktuellen Marktlage sowie Kostensteigerungen, die auch das Jahr 2024 bestimmen. Laut VVS sei nur ein kleiner Teil der Fahrgäste von höheren Preisen betroffen, da momentan 85 Prozent aller Fahrten mit dem Deutschland-Ticket oder JugendTicket-BW durchgeführt werden.
Mit höheren Kosten von im Schnitt 7,9 Prozent liegt der VVS im Vergleich zu anderen Verkehrsverbünden Deutschlands im Mittelfeld. Die Musterförderrichtlinie des Bundes empfiehlt eine Tarifanpassung für alle Karten- und Preisarten. Die höchste Kostensteigerung von über 11 Prozent betrifft das Kurzstreckenticket (um 20 Cent auf 2,00 Euro). Die Preise für 1-Zonen-Tickets erhöhen sich um 6,45 Prozent (um 20 Cent auf 3,30 Euro). Weiterhin bestehen Preisvorteile für Online- und Gruppentickets.
Darüber hinaus soll die Mobilitätsgarantie im VVS-Netz verbessert werden. Ein Anspruch darauf soll ab einer Verspätung von 20 Minuten bestehen (bisher 30 Minuten). Tritt nachweislich ein Verspätungsfall ein, können Fahrgäste auf andere öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen, wobei Zusatzkosten von bis zu 50 Euro rückerstattet werden. Dazu zählen Bike- und Carsharing-Angebote von polygo, aber auch Taxifahrten.
Stimmen der Fraktionen
„Das einzige Positive an der Tariferhöhung ist die Verbesserung bei der Mobilitätsgarantie“, so Rainer Ganske (CDU/ÖDP). Da aber das Deutschland-Ticket aktuell nicht verteuert werde, sende die Erhöhung ein negatives Signal an alle Gelegenheitsfahrer. „Wenn die Preise zu weit auseinanderdriften, verlieren wir diese, anstatt sie an den ÖPNV heranzuführen.“ Die Erhöhung tue weh, gleichzeitig könne man sie nicht ablehnen, da die Differenz bezahlt werden müsse.
„Die Einstiegsdroge Einzelticket wird immer unerschwinglicher“, so Philipp Buchholz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Die letzte Erhöhung sei erst sechs Monate her. „Wir gehen diese Erhöhung nur mit, wenn die Region eine Initiative startet, die Kreise an einen Tisch zu bringen, um ein regionsweites Sozialticket zu organisieren“, so Buchholz weiter. Man müsse endlich auch etwas für die Schwachen in der Region machen.
„Die Unternehmen haben einen Anspruch auf die Tariferhöhung“, so Bernhard Maier (Freie Wähler). „Es geht nur um die Frage, wer sie bezahlt. Die Aufgabenträger, die Fahrgäste oder Bund und Länder?“ Die Region hätte es am einfachsten, weil sie nicht selbst die Mehrkosten zahlen müsse, sondern die Kreise. „Ich habe von allen, die gegen eine Tariferhöhung sind, noch nie einen Ansatz gehört, wie man diese verhindern kann“, so Maier weiter.
„Ich bin von der Preiserhöhung nicht überrascht, allerdings von Höhe und Zeitpunkt“, so Thomas Leipnitz (SPD). „Wir erhöhen genau zum Start der Stammstreckensperrung.“ Es sei zwar gut, dass es nicht alle betreffe, aber so werde es schwieriger neue Fahrgäste zu erreichen. „Es bleibt zudem eine Schande für eine der reichsten Regionen der Welt, dass es kein einheitliches Sozialticket gibt.“
Für Holger Dorn (AFD/FR) ist die soziale Komponente bei der Erhöhung vorhanden. „Die Kostenerhöhungen werden nicht komplett auf die Fahrgäste übertragen.“ Es sei der Ausgleich der allgemeinen Inflation. „Die Erhöhung der Fahrpreise ist zudem auch das Ergebnis einer schlechten Energiepolitik.“
„Die Erhöhung ist noch moderat. Immerhin wird aktuell auch Geld ausgegeben für neue Fahrzeuge – und irgendwo muss dieses Geld dafür auch herkommen“, so Armin Serwani (FDP). „Jeder Kreis hat darüber hinaus das Recht ein Sozialticket einzuführen.“
„Es ist ein gutes Signal, dass das Deutschland-Ticket stabil bleibt. Für 20 Prozent der Fahrgäste kommt allerdings der nächste Tarifschock“, so Christoph Ozasek (DIE LINKE/PIRAT). „Die Tariferhöhung ist nicht ausgewogen.“ Zudem sende der Zeitpunkt der Erhöhung zur Stammstreckensperrung ein falsches Signal.