Die S-Bahn wird ab Dezember 2012 auch in Wochenendnächten und den Nächten vor Feiertagen fahren. Das hat der Verkehrsausschuss heute einstimmig beschlossen. Die Nacht-S-Bahn wird den regionalen Nachtbus ersetzen, der trotz Kapazitätserhöhungen und zusätzlichen Fahrten an seine Grenzen gekommen ist. „Nur ein attraktives ÖPNV-Angebot wird von den Fahrgästen auch angenommen“, warb Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler für die Neuerung. Dadurch ließe sich gerade im Freizeitverkehr ein Fahrgastzuwachs erzielen.
Im Stundentakt durch die Nacht
In den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen wird die S-Bahn von Stuttgart aus dreimal im Stundentakt auf allen sechs Linien in jeweils beide Richtungen die Region ansteuern. Der Nachtfahrplan ist so abgestimmt, dass der Flughafen mit der S-Bahn frühmorgens gegen 4.30 Uhr aus dem gesamten Netz erreichbar ist. Zwischen der letzten regulären S-Bahn und der ersten Nacht-S-Bahn werden zwischen knapp einer Stunde und bis zu 90 Minuten liegen. Lediglich die S 3 nach Backnang würde mit einer zeitlichen Lücke von 110 Minuten aus der Reihe tanzen. Deshalb soll hier eine zusätzliche Fahrt um 1:15 Uhr ab Hauptbahnhof (tief) eingeschoben werden, so dass sich die Zeitspanne auf 80 Minuten verkürzt. Auf den neuen S-Bahn-Strecken Marbach – Backnang (S 4) und Böblingen – Renningen (S 60) werden keine Nacht-S-Bahnen, sondern Busse fahren. Diese sollen mindestens an einem Endpunkt direkten Anschluss an eine S-Bahn haben und ebenfalls im Stundentakt fahren.
Für die Nacht-S-Bahnen am Wochenende sprechen nicht nur die größeren Kapazitäten, der einfachere Einsatz von Sicherheitspersonal oder die Anbindung des Flughafens. Auch die Gesamtkosten von rund 1,6 Millionen Euro, von denen der Verband Region Stuttgart und 1,1 Millionen Euro schultert, rechtfertigen den Abschied vom regionalen Nachtbus. Denn obwohl die Kosten der Angebotsverbesserungen mit 800.000 bis 900.000 Euro günstiger ausgefallen wären, bliebe in der Praxis kaum Spielraum für einen reinen Nachtbusverkehr. So ist an der zentralen Abfahrtsstelle der Nachtbusse, am Stuttgarter Schlossplatz, gar kein Platz für zusätzliche oder längere Nachtbusse.
„Der Nachtbus ist seinen Kinderschuhen entwachsen“, sagte Rainer Ganske (CDU). Höhere Geschwindigkeit, mehr Komfort und Sicherheit sowie die Frühanbindung des Flughafens sprechen für die Nacht-S-Bahnen. Er forderte die Landkreise auf, ein Buskonzept für die Feinverteilung abzustimmen. Dem schloss sich Thomas Leipnitz (SPD) an. „Die ganze Region profitiert von der Nacht-S-Bahn“, sagte er. Die Bedenken einiger Landkreise seien mit dem „Allheilmittel der einheitlichen Aufgabenträgerschaft“ zu lösen. Er hofft auf „einen stetigen Fahrgastzuwachs“.
Man müsse der Realität ins Auge schauen, machte Bernhard Maier (Freie Wähler) deutlich. Die Erwartungen des Nachtbusses seien eindeutig übertroffen worden. „Es macht Sinn, den Nachtverkehr auf die S-Bahnen zu verlagern.“ Eva Mannhardt (Grüne) „freute sich sehr“ über diesen Beschluss. Es sei ein „absoluter Durchbruch“, auf die S-Bahn umzusteigen. Dies entspreche einer Metropolregion. „Der Nutzen überwiegt die Kosten bei weitem“, sagte sie. Für Armin Serwani (FDP) zeigt sich, dass sich die Region von einer Provinz- zur Metropolregion entwickle. „Die Bürgersteige bleiben jetzt die ganze Nacht unten, diesem Bedürfnis werden wir mit der Nacht-S-Bahn gerecht.“ Wolfgang Hoepfner (Linke) sieht darin eine „logische Fortentwicklung“ und einen weiteren „Qualitätsschritt“. Er erkennt auch Vorteile für den Verkehr innerhalb der Landkreise.