Kompensation mit Mehrwert
Wie kann Kompensation nachhaltig verbessert werden?
In der bisherigen Kompensationspraxis wurde meist so verfahren, dass der Fokus des Ausgleichs allein auf der beeinträchtigten Landschaftsfunktion bzw. auf dem beeinträchtigten Schutzgut lag. Der Ausgleich galt als erbracht, sobald die rechnerische Bilanzierung zwischen Eingriff und Ausgleich ausgeglichen war. Weitere Aspekte wie z.B. die Vernetzung von Ausgleichsmaßnahmen oder die Orientierung an übergeordneten Zielen wie Biodiversität oder Klimaanpassung wurden kaum betrachtet. Auch übergeordnete Verbundplanungen waren bei der Wahl von Ausgleichsmaßnahmen kaum von Bedeutung (vgl. Ergebnisse aus der Raum- und Akteursanalyse). Die Vorgehensweise führte zu isolierten Ausgleichsflächen, die ihre inhaltlichen Potenziale nicht ausspielen konnten. Hinsichtlich des geringen Angebots an geeigneten Kompensationsflächen ist ihre monofunktionale Nutzung ungünstig und verschärft die Flächenknappheit in der Region.
Kompensationsmaßnahmen können nachhaltiger ausgestaltet werden, wenn sie über die rechtlichen Anforderungen hinaus Mehrwerte generieren. Dies können funktionale Mehrwerte sein, bei denen einzelne Maßnahmen mehrere Landschaftsfunktionen gleichzeitig erfüllen, beispielsweise Naturschutz und Hochwasserrückhalt. Räumliche Mehrwerte entstehen, wenn verschiedene Ausgleichsmaßnahmen auf einer Fläche zusammengeführt oder in Verbundstrukturen organisiert werden. Prozessuale Mehrwerte liegen vor, wenn Akteure frühzeitig eingebunden werden, Verfahren optimiert und Kompensationsmaßnahmen vorsorgend umgesetzt werden.
Viele Anforderungen an die Landschaft sollten bei der Planung von Kompensationsmaßnahmen von Anfang an zusammen gedacht werden und in eine vorausschauende, integrierende Planung münden.
Welche Motivation haben Akteure im Kompensationsgeschehen? Was muss sich auf politischer Ebene ändern? Statements von Vertretern aus Praxis, Politik und Region zum Thema Kompensation mit Mehrwert.
Leitlinien für eine zukünftige Kompensation mit Mehrwert
Wie können Kompensationsmaßnahmen in Zukunft so ausgestaltet werden, dass sie fachgerecht und im erforderlichen Umfang umgesetzt werden und gleichzeitig Vorteile für weitere Landschaftsfunktionen entstehen? Als Beantwortung auf diese Frage wurden drei Schwerpunkte für mögliche Mehrwerte formuliert: räumlich, funktional und prozessual. Als zentrale Erkenntnis des Forschungsprojektes definieren diese frei Aspekte den Handlungsrahmen für eine "Kompensation mit Mehrwert".
Landschaftsleitbilder für die Region Stuttgart
Die Region Stuttgart verfügt über vielfältige Landschaftsräume. Was zeichnet diese Landschaften aktuell aus? Wie wäre ihr idealtypischer Zustand in Zukunft? Wie können Kompensationsmaßnahmen dazu beitragen, diesen idealtypischen Zustand zu erreichen? Die Landschaftsleitbilder geben Antworten auf diese Fragen für die Landschaftsräume Agrarlandschaft, Streuobstwiesen, Weinbausteillagen, Siedlungsrand, Fließgewässer/Auen und Wald.
Politikempfehlung für eine Kompensation mit Mehrwert
In Form von neun Forderungen macht das Politikpapier auf derzeitige Defizite im Kompensationsgeschehen aufmerksam. Es zeigt auf, welche politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Kompensation nötig sind. Die Empfehlungen werden mit Beispielen von Vorreiter-Initiativen hinterlegt, die illustrieren, welche Potenziale sich entfalten können, und Hinweise darauf geben, wie sich der jeweilige Ansatz in die Praxis umsetzen lässt. Die aufgestellten Forderungen richten sich an politische Entscheidungsträger*innen auf den Ebenen des Bundes, der Länder und der Kommunen.
Weitere Unterlagen aus Seminaren und Exkursionen
- Versorgende Kompensation und strategisches Flächenmanagement
- Gebündelte Kompensation und interkommunale Abstimmung
- Möglichkeiten der multifunktionalen Gestaltung von Kompensationsmaßnahmen
- „Kompensationsmaßnahme und dann? – Pflege und Monitoring erfolgreich umsetzen“
- „Landschaftsplan – Königsinstrument zur Planung von Kompensationsmaßnahmen mit Mehrwert“
- „Produktionsintegrierte Kompensation – ein kooperativer Ansatz“
- Exkursion: Multifunktionale Maßnahmen in der Gemeinde Wolfschlugen