Klimawandel
Wie können Kompensationsmaßnahmen einen Beitrag zu Klimaschutz und Klimaanpassung leisten?
Der fortschreitende Klimawandel stellt uns aktuell und in den kommenden Jahrzehnten vor große Herausforderungen. Auf der einen Seite müssen wir weiter darauf hinwirken, die Zunahme der Erderwärmung zu minimieren. Zentrale Herausforderungen des Klimaschutzes sind die Energie- und Mobilitätswende, d.h. die Abkehr von fossilen Brenn- und Treibstoffen, der Ausbau regenerativer Energiequellen und der Erhalt von Grün- und Freiflächen als CO2-Speicher und Kühlung.
Auf der anderen Seite kommen wir nicht umhin, unser Lebensumfeld an die nicht abwendbaren Folgen des Klimawandels anzupassen. Die Klimaanpassung umfasst insbesondere die Starkregen- und Sturmvorsorge zur Vermeidung von Überschwemmungen und Sturmschäden sowie die Hitze- und Gesundheitsvorsorge zum Schutz vulnerabler Bevölkerungsgruppen.
Selbst bei intensiven Bemühungen, Eingriffe so weit wie möglich zu vermeiden, werden auch in den nächsten Jahren unvermeidbare Eingriffe vorgenommen werden müssen, allein beispielsweise für die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien. Die naturschutzrechtliche Kompensation gilt es dann möglichst so auszugestalten, dass sie einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel leistet.
Die im Projekt RAMONA entwickelten „Leitlinien für eine zukünftige Kompensation mit Mehrwert“ zeigen neue Wege in der Planung und Realisierung von Kompensationsmaßnahmen auf, die auch auf diese beiden Herausforderungen eingehen. Multifunktionale Maßnahmen, die verschiedene Ökosystemleistungen berücksichtigen, erreichen mehrere Ziele und erfüllten beispielsweise Klimaschutz- und Naturschutzbelange. Werden bei der Ausgestaltung von Kompensationsmaßnahmen auch Hochwasserschutz oder Erosionsschutz berücksichtigt, können Ausgleichsmaßnahmen einen nachhaltigen Beitrag zur Starkregenvorsorge und zur Anpassung unseres Lebensumfeldes an den Klimawandel leisten. Maßnahmen in Biotopverbundsystemen, funktional wie räumlich, stärken Wanderungskorridore für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die aufgrund der Änderung der Klimaverhältnisse mehr denn je auf eine Wanderung angewiesen sind. Die Bündelung von Einzelmaßnahmen zu großflächigeren Kompensationsprojekten verstärkt die Chancen auf langfristigen Bestand der Maßnahmen, auch bei sich verschlechternden klimatischen Bedingungen, und vereinfacht Pflege und Monitoring.
Die vorausschauende Landschaftsplanung stellt dabei die grundlegende Möglichkeit dar, Kompensationsmaßnahmen klimaresilient zu planen.
Leitlinien für eine zukünftige Kompensation mit Mehrwert
Wie können Kompensationsmaßnahmen in Zukunft so ausgestaltet werden, dass sie fachgerecht und im erforderlichen Umfang umgesetzt werden und gleichzeitig Vorteile für weitere Landschaftsfunktionen entstehen? Als Beantwortung auf diese Frage wurden drei Schwerpunkte für mögliche Mehrwerte formuliert: räumlich, funktional und prozessual. Als zentrale Erkenntnis des Forschungsprojektes definieren diese frei Aspekte den Handlungsrahmen für eine "Kompensation mit Mehrwert".
Suchraumkulisse Kompensation für die Region Stuttgart
Die Suchraumkulisse für die Region Stuttgart zeigt Flächen auf, auf denen eine Aufwertung durch Kompensationsmaßnahmen sinnvoll und möglich wäre. Durch die strategische Vernetzung von Kompensationsflächen können Klimaschutz- und -anpassungsziele wie Wasserrückhalt und Kaltluftentstehung berücksichtigt werden.
Politikempfehlung für eine Kompensation mit Mehrwert
In Form von neun Forderungen macht das Politikpapier auf derzeitige Defizite im Kompensationsgeschehen aufmerksam. Es zeigt auf, welche politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Kompensation nötig sind. Die Empfehlungen werden mit Beispielen von Vorreiter-Initiativen hinterlegt, die illustrieren, welche Potenziale sich entfalten können, und Hinweise darauf geben, wie sich der jeweilige Ansatz in die Praxis umsetzen lässt. Die aufgestellten Forderungen richten sich an politische Entscheidungsträger*innen auf den Ebenen des Bundes, der Länder und der Kommunen.
Starkregenschutz in der Gemeinde Wolfschlugen
Im Jahr 2008 wurde die Gemeinde Wolfschlugen von Starkregen heimgesucht wurde, wie er im Mittel alle 500-600 Jahre vorkommt. In der in einer Mulde gelegenen Kommune kam es zu Schäden in Millionenhöhe an Gebäuden und Infrastruktur. Um künftig besser gegen starke Regenereignisse gewappnet zu sein, ließ die Gemeinde in Folge ein Hochwasserschutzkonzept erstellen – mit dem ausdrücklichen Ziel, nicht nur ein technisches Bauwerk zum Rückhalt des Wassers zu errichten, sondern landschaftsverträglichen ökologischen Hochwasserschutz mit der Schaffung von Naherholungsflächen zu verbinden. Bericht von einer Exkursion vor Ort.
Weitere Inhalte
- Lösungsmöglichkeiten für "produktionsintegrierte Kompensation"
- Gebündelte Kompensation und interkommunale Abstimmung
- Versorgende Kompensation und strategisches Flächenmanagement
- Möglichkeiten der multifunktionalen Gestaltung von Kompensationsmaßnahmen
- „Kompensationsmaßnahme und dann? – Pflege und Monitoring erfolgreich umsetzen“
- „Landschaftsplan – Königsinstrument zur Planung von Kompensationsmaßnahmen mit Mehrwert“
- „Produktionsintegrierte Kompensation – ein kooperativer Ansatz“