Biodiversität
Wie können Kompensationsmaßnahmen dem rasanten Artensterben entgegenwirken?
Das Artensterben schreitet ohne Unterlass voran und die Ziele des UN-Berichts für den Artenschutz wurden alle verfehlt. Mit der zurückgehenden Biodiversität und dem Artensterben verlieren wir auch das Fundament für unsere Lebensgrundlagen, Ernährungssicherheit, Gesundheit und Lebensqualität. Daher ist es eine zentrale Aufgabe unserer Gesellschaft, trotz des immensen Flächendrucks auch in Deutschland die Vielzahl der noch vorhandenen Arten zu schützen, Habitate für Arten zu bewahren und aufzuwerten und Maßnahmen für eine höhere Biodiversität zu ergreifen.
Trotz intensiver Bemühungen, Eingriffe so weit wie möglich zu vermeiden, werden auch in den nächsten Jahren unvermeidbare Eingriffe vorgenommen werden müssen. Die dafür gesetzlich vorgeschriebene naturschutzrechtliche Kompensation und die Maßnahmen zum Artenschutz gilt es dann möglichst so auszugestalten, dass sie einen wertvollen und nachhaltigen Beitrag zum Artenschutz darstellen.
Die vorliegenden „Leitlinien für eine zukünftige Kompensation mit Mehrwert“ zeigen neue Wege in der Planung und Realisierung von Kompensationsmaßnahmen auf, die auch auf diese Herausforderung eingehen.
Multifunktionale Maßnahmen, die verschiedene Ökosystemleistungen berücksichtigen, erreichen mehrere Ziele auf einer Fläche und können z.B. Biotopverbund und Artenschutzmaßnahmen vereinen. Maßnahmen in Biotopverbundsystemen, funktional wie räumlich, stärken nebenbei Wanderungskorridore für bedrohte Tierarten. Wenn Maßnahmen nachhaltig geplant und umgesetzt werden, können diese auch langfristig bestehen und somit länger einen Beitrag zu einer höheren Biodiversität ermöglichen. Ein weiterer Aspekt ist die Umsetzung von produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen, um in der in unseren Breiten oft ausgeräumten Agrarlandschaft die Diversität und Strukturvielfalt und dadurch auch die Biodiversität zu erhöhen.
Leitlinien für eine zukünftige Kompensation mit Mehrwert
Wie können Kompensationsmaßnahmen in Zukunft so ausgestaltet werden, dass sie fachgerecht und im erforderlichen Umfang umgesetzt werden und gleichzeitig Vorteile für weitere Landschaftsfunktionen entstehen? Als Beantwortung auf diese Frage wurden drei Schwerpunkte für mögliche Mehrwerte formuliert: räumlich, funktional und prozessual. Als zentrale Erkenntnis des Forschungsprojektes definieren diese frei Aspekte den Handlungsrahmen für eine "Kompensation mit Mehrwert".
Biotopverbund durch Kompensation
Die Suchraumkulisse für die Region Stuttgart zeigt Flächen auf, auf denen eine Aufwertung durch Kompensationsmaßnahmen sinnvoll und möglich wäre. Sie zielt insbesondere auf den Aufbau eines Biotopverbunds und berücksichtigt den Generalwildwegeplan und Artenschutzmaßnahmen.
Politikempfehlung für eine Kompensation mit Mehrwert
In Form von neun Forderungen macht das Politikpapier auf derzeitige Defizite im Kompensationsgeschehen aufmerksam. Es zeigt auf, welche politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Kompensation nötig sind. Die Empfehlungen werden mit Beispielen von Vorreiter-Initiativen hinterlegt, die illustrieren, welche Potenziale sich entfalten können, und Hinweise darauf geben, wie sich der jeweilige Ansatz in die Praxis umsetzen lässt. Die aufgestellten Forderungen richten sich an politische Entscheidungsträger*innen auf den Ebenen des Bundes, der Länder und der Kommunen.
Weitere Unterlagen aus Seminaren
- Gebündelte Kompensation und interkommunale Abstimmung
- Möglichkeiten der multifunktionalen Gestaltung von Kompensationsmaßnahmen
- Lösungsmöglichkeiten für "produktionsintegrierte Kompensation"
- „Kompensationsmaßnahme und dann? – Pflege und Monitoring erfolgreich umsetzen“
- „Landschaftsplan – Königsinstrument zur Planung von Kompensationsmaßnahmen mit Mehrwert“
- Exkursion: Multifunktionale Maßnahmen in der Gemeinde Wolfschlugen