Agrarlandschaft
Wie kann naturschutzfachliche Kompensation realisiert werden, ohne dass landwirtschaftliche Flächen dafür weichen müssen? Und welchen Beitrag kann Kompensation dazu leisten, die Agrarlandschaft naturnaher und diverser zu gestalten?
In Deutschland wird fortlaufend landwirtschaftlich genutzte Fläche für bauliche Eingriffe in Anspruch genommen, aber auch für den darauffolgenden naturschutzfachlichen Ausgleich benötigt. Dadurch geht oft „doppelt“ Fläche für die landwirtschaftliche Produktion verloren, die für eine nachhaltige und regionale Nahrungsmittelproduktion benötigt werden. Außerdem erhöht sich der ohnehin schon vorhandene Druck auf die verbleibenden Agrarflächen, möglichst hohe Erträge zu erzielen, d.h. die Fläche möglichst intensiv zu bewirtschaften. Dieser Druck ist die Ursache dafür, dass unsere Agrarlandschaft aktuell so großflächig strukturiert und ausgeräumt ist. Diversifizierte Strukturen und kleinflächige abwechslungsreiche Agrarflächen, wie sie essenziell für naturschutzfachliche Belange sind, sind eher eine Seltenheit.
Ein Ansatz zur Entschärfung des Konflikts zwischen Kompensation und landwirtschaftlicher Flächennutzung ist die produktionsintegrierte Kompensation (PiK). Dabei werden Kompensationsmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen in die Produktion integriert, d.h. die weitere landwirtschaftliche Flächennutzung wird bei gleichzeitiger naturschutzfachlicher Aufwertung und Erhöhung der Biodiversität ermöglicht. Durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Fläche wird gleichzeitig die dauerhafte Pflege und Umsetzung der Kompensation gesichert.
So besteht beispielsweise die Möglichkeit, durch mit der Landwirtschaft abgestimmte produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen mit geringem Flächenbedarf eine hohe Wirkung zu erzielen. Auch die gemeinsame Suche nach Flächen, die für die landwirtschaftliche Produktion weniger lukrativ sind, auf denen aber eine hohe naturschutzfachliche Aufwertung stattfinden kann, lohnt sich. Oft fallen auch Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung, wie zum Beispiel ehemalige Weinberge in Steillagen, und können gezielt für Kompensationszwecke genutzt werden. So können Eingriffe für Kompensation in die Agrarlandschaft und auch in deren wertvolle Ackerböden oft vermieden werden und dennoch eine naturschutzfachliche hochwertige Kompensation auf alternativen Flächen durchgeführt werden.
Handlungsleitfaden Produktionsintegrierte Kompensation
Wie lassen sich PiK-Maßnahmen sinnvoll im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung verwenden? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen müssen dabei beachtet werden? Welche Vorteile bieten PiK-Maßnahmen im Vergleich zu herkömmlichen Kompensationsmaßnahmen? Wie ist die Akzeptanz der Landwirtschaft? Anworten auf diese Fragen gibt der Handlungsleitfaden PiK. Zusätzlich werden ausgewählte PiK-Maßnahmen praxisnah vorgestellt und anhand von Steckbriefen vergleichend betrachtet. Der Handlungsleitfaden richtet sich an Kommunen, Fachplanende und Landwirt*innen.
Suchraumkulisse für PiK-geeignete Flächen in der Region Stuttgart
Die Web-Anwendung stellt für die Region Stuttgart die Flächen dar, die sich aus naturschutzfachlicher bzw. landwirtschaftlicher Sicht für produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen eignen. Es handelt sich um eine auf der Grundlage regionaler Daten und wissenschaftlicher Methoden entwickelte unverbindliche kartographische Darstellung: Erläuterung und Kurzanleitung der PiK-Suchraumkulisse zum Download.
Landschaftsleitbild Agrarlandschaft „Strukturreiche Vorratskammer“
Die Region Stuttgart verfügt über vielfältige Landschaftsräume. Einer davon ist die Agrarlandschaft. Was zeichnet diese Agrarlandschaft aktuell aus und wie sähe sie im idealtypischen Zustand in Zukunft aus? Das Dokument erörtert, wie Kompensationsmaßnahmen zur Erreichung des idealtypischen Zustands beitragen können.
Weitere Unterlagen zum Download
- Entwicklung von Angebotskurven naturschutzrechtlicher Kompensationsmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen am Beispiel der Region Stuttgart
- Expert-Based Maps as a Regional Planning Tool Supporting Nature Conservation and Production-Integrated Compensation—A German Case Study on Biodiversity Offsets
- Farmers’ preferences for nature conservation compensation measures with a focus on eco-accounts according to the German Nature Conservation Act
- Integrated assessment of regional approaches for biodiversity offsetting in urban-rural areas – A future based case study from Germany using arable land as an example