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Verband Region Stuttgart

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Viele Schritte zu mehr S-Bahn-Pünktlichkeit

Zwei Drittel von über 40 Maßnahmen sind umgesetzt – viele Maßnahmen greifen mittelfristig - weitere Aktivitäten gefordert

Die gemeinsamen Anstrengungen für mehr Pünktlichkeit und Qualität der S-Bahn in der Region Stuttgart standen im Mittelpunkt des heutigen Verkehrsausschusses: Unternehmen der Deutschen Bahn, Bombardier und der VVS berichteten über Maßnahmen, die beim letzten S-Bahn-Gipfel im Juni 2014 angekündigt wurden. Insgesamt sind nun rund zwei Drittel von über 40 Einzelmaßnahmen umgesetzt, fast alle weiteren Punkte sind in Bearbeitung. Diese zielen nachhaltig auf mehr Pünktlichkeit der S-Bahnen und verbessern die Information im Störungsfall. Viele Aktivitäten wurden bereits Ende 2014 abgeschlossen. Ihre Wirkung können sie aber erst ab 2015 entfalten. Die Regionalräte hatten die Verantwortlichen mehrfach aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen mit  Nachdruck voranzutreiben. Die Pünktlichkeitswerte der letzten Monate deuten auf eine leichte Stabilisierung hin.

Zum dritten Mal seit 2013 standen bei dem heutigen S-Bahn-Gipfel des Verbands Region Stuttgart alle Verantwortlichen Rede und Antwort: die DB Regio AG als Betreiberin der S-Bahn, die DB Netz AG und die DB Station & Service AG, zuständig für die Eisenbahninfrastruktur, Bombardier Transportation sowie der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS). Das Treffen wurde von den Faktionen der Grünen und der SPD beantragt.

Regionaldirektorin  Dr. Nicola Schelling mahnte die Pünktlichkeit der S-Bahn an, welche nicht nur den vertraglichen Vereinbarungen, sondern auch den berechtigten Erwartungen der Fahrgäste entsprechen müsse. Erneut nannte sie den derzeitigen Zustand „unbefriedigend“. Die Bahn und der Verband Region Stuttgart müssten für ein zuverlässiges S-Bahn-System sorgen. Als Aufgabenträger habe der Verband Region bereits wichtige Weichen gestellt - mit dem Einsatz weiterer Züge seit Dezember 2014 und mit der Ausweitung des Fahrtenangebots bei der S-Bahn. Weitere Bausteine seien Fahrplananpassungen und zehn neue Fahrzeuge, die von der Region finanziert und ab 2016 eingesetzt werden. „Ich erwarte heute transparente Informationen und klare Perspektiven für eine pünktliche S-Bahn in der Region“, so Dr. Schelling.

Die Ursachen der Störungsfälle sind vielseitig. So waren rund 75 Prozent der Zugausfälle auf Streik, Baustellen zur Instandhaltung der Infrastruktur oder Einwirkung von Dritten zurückzuführen. Verspätungen gehen zu etwa gleichen Teilen auf das Konto von externen Einflüssen, des Schienennetzbetreibers DB Netz AG und des S-Bahn-Betreibers DB Regio AG. Dabei hat sich die Pünktlichkeit der Linien S 4, S 5 und S 6 grundsätzlich positiv entwickelt.

Was vom Verband Region Stuttgart, der Bahn und dem VVS direkt beeinflusst werden kann, ist Bestandteil der Pünktlichkeits- und Qualitätsoffensive „4 plus 1“ für die Region Stuttgart.  Mit „4 plus 1“ haben die Verantwortlichen ein Maßnahmenpaket zur Stabilisierung des Fahrplans geschnürt: für mehr Pünktlichkeit bei der S-Bahn Stuttgart, aber auch bei der Gesamtpünktlichkeit im Zugverkehr, für eine stabilere Infrastruktur, für günstigere Anschlüsse innerhalb des VVS und für eine bessere Fahrgastinformation bei Störungen. 

S-Bahn-Pünktlichkeit: Jede Sekunde zählt

Dr. Dirk Rothenstein, Geschäftsleiter der S-Bahn Stuttgart, verweist auf viele Faktoren, die Störungen verursachen und die nicht beeinflussbar sind. Diese traten besonders häufig durch den Streik des Fahrpersonals im letzten Herbst und bei Großveranstaltungen auf. Seit Oktober sieht er bei der Pünktlichkeit jedoch wieder einen positiven Trend.

Seit Dezember 2014 hat die DB Regio AG das Schließen der Türen und die Abfahrt nicht nur am Hauptbahnhof, sondern auch an der Haltestelle Stadtmitte optimiert. Dadurch und durch den Einsatz von S-Bahn-Helfern, längeren Zügen sowie durch Taktverbesserungen verringern sich die Haltezeiten bis zu 10 Sekunden. „Das zahlt sich aus“, stellte Dr. Dirk Rothenstein fest, denn inzwischen überschreiten weniger Züge ihre vorgesehenen Haltezeiten. Überarbeitete Betriebskonzepte und zusätzlicher Personaleinsatz beim Flügeln der S6 /S 60 sollen ebenfalls zu einem Zeitpuffer beitragen, der den Abbau von Verspätungen ermöglicht.

Über den Sachstand zur vertragsgemäßen Einsatzfähigkeit der neuen S-Bahn-Fahrzeuge ET 430 berichtete Wim Hendriks,  Leiter des Projektmanagements für den ET 430 bei Bombardier Transportation. Nach Problemen mit den Schiebetritten sind die inzwischen umgebauten Fahrzeuge derzeit im Testbetrieb. Die finalen Ergebnisse daraus seien im Sommer zu erwarten, so Wim Hendriks. Der Umbau der gesamten S-Bahn-Flotte könne vermutlich ab Dezember 2015 beginnen und dauere etwa 18 Monate.

Stabilere Infrastruktur im VVS-Netz – Schwachpunkte identifizieren

Auch Carsten Hildebrandt, Leiter der Produktionsdurchführung Stuttgart, DB Netz AG attestiert „ein tendenziell zu hohes Störaufkommen“. Für gezielte Maßnahmen an der Infrastruktur hat die DB Netz AG die Störungsschwerpunkte identifiziert: Rund 45 Prozent der Verspätungen entstanden in den drei Bereichen Tunnelstrecke, am Hauptbahnhof sowie zwischen Korntal und Renningen, so Carsten Hildebrandt. Daher liege der Fokus besonders auf diesen sensiblen Abschnitten. Die Bahn investiert durchschnittlich knapp 50 Millionen Euro jährlich in ihre Infrastruktur allein im VVS-Gebiet. Das komme vor allem der Leit- und Sicherungstechnik sowie dem Fahrweg zugute. Er kündigte an, dass die DB Netz AG ab Ende 2016 ein Weichendiagnosesystem im gesamten S-Bahn-System installieren wird. Das System wirke präventiv und sei derzeit in Planung.

Engpässe könnten sich nach wie vor ergeben: durch Bauarbeiten zur Instandhaltung oder durch den Mischbetrieb der S-Bahn, die sich auf einigen Streckenabschnitten die Infrastruktur mit den Fern-, Regional- und Güterzügen teieln muss, sagte Carsten Hildebrandt. Daher erarbeitete die DB Netz AG gemeinsam mit der DB Regio AG, dem Verband Region Stuttgart und dem Land Maßnahmen zur Stabilisierung des gesamten Schienenverkehrs auf der Stammstrecke: Veränderte Gleisbelegungen und Fahrplananpassungen sorgen für höhere Stabilität auf den Strecken mit Mischbetrieb.  In diesem Zusammenhang beschloss der Verkehrsausschuss heute Fahrplanänderungen für die S-Bahn im Minutenbereich, die ab Dezember 2015 gelten. 

Pilotprojekt für bessere Anschlüsse

„Hauptbetroffene sind die S-Bahn-Fahrer, die umsteigen müssen“, bedauerte Horst Stammler, VVS-Geschäftsführer, „daher liegt die Konzentration für bessere Anschlüsse auf Schnittstellen der S-Bahn zu beispielsweise selten verkehrenden Bussen“. Um die Anschlusssicherheit zu erhöhen, gilt bei allen Verkehrsplanungen nun ein Puffer zwischen der S-Bahn und anderen VVS-Verkehren von 5 anstatt bisher 2 Minuten. Dieser sei nicht von heute auf morgen auf allen Buslinien umsetzbar. Eine Echtzeitinformation über Verspätungen der S-Bahn erhalten die Fahrer bereits auf allen Regionalbussen. Ein Pilotprojekt des VVS soll im Laufe des Jahres 2015 zur weiteren Anschlusssicherung beitragen: Die vorgeschriebene Wartezeit wird den Busfahrern in Abhängigkeit der Verspätungslage angezeigt, ebenso den Kunden, die auf diese Anschlüsse angewiesen sind. 

Fahrgastinformation bei Störungen

Neben der Pünktlichkeit wurde auch über Verbesserungen im Notfallmanagement, insbesondere der Fahrgastinformation berichtet. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit von Bahnbetrieb, des VVS und der Verantwortlichen für die Bahnhöfe:

Dr. Dirk Rothenstein verwies darauf, dass in der Hauptverkehrszeit 51 S-Bahn-Züge gleichzeitig im Liniennetz verkehren. Der Informationsprozess sei daher sehr komplex. Ein neuer Ablauf soll für eine zuverlässige und schnelle Kundeninformation von der Transportleitung zu allen Abnehmern sorgen. Ziel ist eine einheitliche Information in den Lautsprecher-Durchsagen, auf den Anzeigen der betroffenen Stationen und in den elektronischen Medien. Professionelle Schulungen der Mitarbeitenden stellen die Umsetzung der Vorgaben im Störungsfall sicher.

Wie die Verknüpfung der Fahrgastinformation mit den Bussen im VVS funktioniert, erläutert Horst Stammler: Die Echtzeitdaten der Busunternehmen werden bereits erfasst und in den elektronischen Medien veröffentlicht. Push-Nachrichten in den Apps, Ausweichempfehlungen und Störungsmeldungen auf den Bus-Bordgeräten sollen bis Ende 2015 das gesamte Informationssystem ergänzen.

Seitens der DB Station & Service AG ist eine Fahrgastinformation mittels Videotechnik im Einsatz, erläutert Sven Hantel, Leiter Regionalbereich Südwest der DB Station  & Service AG. Das Ansagezentrum wurde auf vier Arbeitsplätze verstärkt. Deren Ansagen werden bereits bei 63 S-Bahn-Stationen direkt aufgeschaltet, für die weiteren 20 Stationen soll dies spätestens 2016 realisiert sein.

Verkehrsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler erwartet von den heute beschlossenen Fahrplanänderungen spürbare Verbesserungen. Er betonte zudem, dass viele Maßnahmen mit ihrer Umsetzung erst mittel- und langfristig wirken können.

Der Verkehrsausschuss forderte die Verantwortlichen der Deutschen Bahn und des VVS auf, mit zusätzlichen Maßnahmen den eingeschlagenen Weg für pünktlichere S-Bahnen konsequent weiter zu verfolgen:

„Ein strukturelles Defizit in der Infrastruktur“ sieht Helmut Noë (CDU). „Daran muss mit Hochdruck gearbeitet werden.“ Er möchte in diesem Zusammenhang auch die Leit- und Sicherungstechnik ETCS thematisieren. Alles in allem sei man „einen Schritt weiter“, aber es gehe nicht schnell genug. Daher plädierte er dafür, in den Anstrengungen nicht nachzulassen.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) erwartet „ein klares Fazit zu festen Stichtagen, ob sich Verbesserungen einstellen.“ Die DB Regio AG solle darlegen, ob mit dem derzeitigen Fahrplan die geforderte Pünktlichkeit gewährleistet werden kann. Die DB Netz AG solle transparent machen, an welcher Stelle welche Arbeiten durchgeführt werden. Auch er regt eine offene Diskussion über ETCS an.

Thomas Leipnitz (SPD) kommentierte: „Die Zahlen für die S-Bahn als Rückrat des ÖPNV sind nicht befriedigend“. Es gelte, die Verantwortlichen klar zu benennen. Er stellte in Frage, ob die präventive Instandhaltung der DB Netz AG funktioniert. Bombardier machte er dafür verantwortlich, dass „wir in der Region mit den neuen S-Bahnen und nicht funktionierenden Schiebetritten weniger Barrierefeiheit haben.“

„Die Realität der S-Bahn ist bundesweit im Mittelfeld angekommen“ resümierte Bernhard Maier (Freie Wähler). Er erwartet sichtbare Erfolge für 2015. An die Referenten sagte er: „Wir werden Sie beim Wort nehmen.“

Als „unbefriedigend“ benennt Wolfgang Hoepfner (die Linke) den S-Bahn-Gipfel. Er beklagte vor allem die mangelnden Sanktionsmöglichkeiten. Für  Armin Serwani  (FDP) zählt „jede Minute“. Er begrüßt die Ausweitung der Pufferzeit bei Anschlüssen und die direkte Informationen an den Bahnsteigen und im Zug. Dr. Burghard Korneffel (AfD) sieht den Bedarf für ein umfassendes Konzept  bei der S-Bahn, in dem neue  Ausbauvorhaben forciert werden.

Pressemitteilung (als pdf-Datei)

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